Zum Werk von Axel Becker

Karin Scheuermann (2020)

Der 1965 in Frankfurt geborene Künstler Axel Becker lässt in zahlreichen europaweiten Ausstellungen seine Werke miteinander und zum Kanon der Kunstgeschichte in Dialog treten. Die minimalistischen collagenhaften Bilder und die massiven Skulpturen aus Fiberglas changieren zwischen Abstraktion und Figuration. Mit reduzierter Farb- und Formensprache sowie der Fokussierung auf Material und Ausgestaltung der Oberflächen sind die Werke Chiffren für einen kontemplative Gegenentwurf zur weltlichen Realität.  

Malerei

Axel Beckers Gemälde stehen deutlich in der Tradition abstrakt-konstruktivistischer Malerei, deren Stilelemente und Farbpalette er adaptiert und ins Heute überführt. Auch das Bauhaus dient Becker, der in diesem Jahr mit dem abstrakten Werk „Orange Square“ (2019) als Semi-Finalist der Art-Box Zürich ausgezeichnet wurde, als Inspirationsquelle und Ausgangspunkt zur Auseinandersetzung mit den „Klassikern“ und der Frage, welche Bedeutung diese im Kontext  zeitgenössischen Kunstschaffens und in der heutigen Kunstrezeption haben.

Beckers minimalistisch-monochrome Werke sind dabei nicht selbstreferenziell zu lesen, sondern als bewussten Gegenentwurf zur Gegenwart, deren überbordende Digitalität haptischen Erfahrungen und kontemplativen Momenten immer stärker entgegensteht. Becker versteht seine Werke als Fenster zur Introspektion. Die farbigen Flächen und klaren Formen sollen den Menschen ins Gleichgewicht bringen und in einen kontemplativen Zustand versetzen: „Minimalismus ist Mediation“, so Axel Becker. So sieht der Künstler

auch in den für das menschliche Auge monochrom scheinenden Flächen wie Wüste, Wald oder Meer ein (unbewusster) Antrieb des Menschen, sich in die Natur zurückzuziehen.

Auch wenn er in den Arbeiten selbst nicht sichtbar wird - in den abstrakten, minimalistischen Werken Beckers steht der Mensch stets im Mittelpunkt.

Es kommt es nicht von ungefähr, dass die Serie „Elements“ den Urstoff Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und Aggregatzuständen zum Thema hat. Auf kräftig monochrome blaue, graue oder rote Flächen sind kleine geschmolzene Metallplättchen appliziert, die eine erhabene Oberfläche bilden und die Arbeiten in den Raum überführe. Die blitzenden Tropfen scheinen physikalischen Gesetzen zu folgen. Zwar spart Becker aus, was auf das Wasser einwirkt und es in Bewegung versetzt, aber leicht lässt sich der Fließrichtung, ihrer Geschwindigkeit und Dynamik auf der Leinwand folgen. Axel Becker schafft es, in seinen Bildern die Klänge des Wassers zu transportieren; das gleichmäßige Plätschern des Wassersfalls („Wasserfall blau“, 2019), dessen Tropfen sich am Ende verdichten, um wieder Auseinanderzustieben, das Spritzen der einzelner Tropfen („Platsch“, 2019)  oder das Klirren des Eises („Eiszapfen“, 2018).

Objekte: „Beginn“

Als Gegenpol erscheinen zunächst die Skulpturen aus Fiberglas. „Beginn I-V“ sind an klassische, dreidimensionale Abbilder des menschlichen Körpers angelehnt. Die Vorder- und Rückseite sind gleichwertig und bilden die jeweilige Gegenform ab. Massiv, organisch und mit der Andeutung von männlichen und weiblichen Prinzipien, weckt „Beginn“ Assoziationen an den Schöpfungsmythos und die Vereinigung als Anfang allen Lebens.

Doch während individueller Ausdruck, Wandlung und Verfall dem menschlichen Körper eigen und wiederkehrender Gegenstand zeitgenössischer Skulptur sind, signalisieren die monochromen Skulpturen von Axel Beckers Beständigkeit, Gleichförmigkeit und Unverletzbarkeit. Diese Körper sind weder idealisiert noch ist ihnen ein kultureller Bezug eingeschrieben.

Entsprechend seiner Gemälde und Reliefs legt Becker bei „Beginn“ ein zentrales Augenmerk auf Material und Oberfläche. Die Haut der Skulpturen weist keinerlei Einkerbungen oder Spuren des Schaffensprozesses auf, sondern sie wird durch das wiederholte Auftragen von Farbschichten zu einer perfekten glatten und glänzenden Hülle. Die Oberfläche reflektiert das Licht der jeweiligen Umgebung und lässt so die satte markante Farbe der jeweiligen Skulptur (weiß, rot, grün, blau) in verschiedenen Farbnuancen erscheinen. Für Axel Becker ist es dabei ein zentrales Anliegen, dass über die Reflexionen die Skulpturen und der Betrachter interagieren und sich der Betrachter im Anbetracht von „Beginn“ seiner eigenen Körperlichkeit gewahr wird.

„Beginn I“ ist während eines Arbeitsaufenthaltes bei Prof. Josip Diminić in Kroatien entstanden und stellt Axels Beckers erste Skulptur überhaupt dar. „Beginn“, dessen Negativ Becker in einem kleinteiligen Prozess in Handarbeit schichtweise aus einem Styroporwürfel gefräst hat, markiert eine Zäsur in seinem Schaffen. Er verlässt den zweidimensionalen Raum und nimmt sich zum ersten Mal formal und thematisch dem menschlichen Körper an.

Arbeitsweise

Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens vor rund 20 Jahren spielt das Experimentieren für Axel Becker eine zentrale Rolle. Er testet verschiedene Stile aus, mischt sie untereinander und versucht auszuloten, wieviel Experiment innerhalb seines minimalistischen Ansatzes möglich ist, ohne die eigene Handschrift zu verlieren. Axel Becker arbeitet ohne Archiv, Skizzen oder Memoboards. Seine Arbeiten entstehen intuitiv und spontan. Dabei gehen Sujet und Materialauswahl Hand in Hand. Ein Großteil seiner Inspirationen entspringt dem Alltag und der Kunstwelt.

Die Arbeiten der vergangenen fünf Jahren sind von neuen Techniken und Themen geprägt und folgen gleichermaßen dem Wunsch, dass die Kunstwerke den Menschen in seinem Alltag begleiten und ihn auf sich selbst zurückführen.

Aktuelles

Aktuell experimentiert Becker mit Elementen der Pop-Art. Weiterhin arbeitet er an einer neuen Objektserie, in denen historische Nägel der Schwarzwaldbahn im Mittelpunkt stehen. Dies sind die ersten Arbeiten mit konkreten historischen Bezügen. Parallel dazu entwickelt Becker eine Skulptur aus Carbon, die im Oktober 2021 auf der Biennale in Florenz präsentiert wird.

Axel Beckers Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Aktuell sind folgende Ausstellungen geplant (Stand: Oktober 2020):

  • 14.10.-18.10.2020/ Zagreb-Art Fair, Zagreb/ Kroatien
  • 30.10.-01.11.2020/ Frankfurt-Discovery Art Fair, Frankfurt/Main, Deutschland
  • 32. Stuttgarter Kunstausstellung in Stuttgart Bad Cannstatt, Deutschland
  • 01.2021/ Dresden-Neue Art, Dresden, Deutschland
  • 02.2021/ Kroatisches Generalkonsulat Stuttgart, Deutschland
  • 03.2021/ Sindelfingen-Art Messe, Sindelfingen, Deutschland
  • 07.2022/ Württembergischer Kunstverein in Stuttgart- Ausstellung eines Objektes, Stuttgart, Deutschland
  • 08.2021/ Schloss Bogensperk Museum/Galerie, bei Ljubliana, Slowenien
  • 23.10.-31.10.2021/ Biennale Florenz, Italien
  • 04-05/ 2022 Stadtmuseum Labin, Kroatien
  • 2022/ Ausstellung in einer Galerie in Venedig/ Italien
  • 2021/ 33. Stuttgarter Kunstausstellung in Stuttgart Bad Cannstatt, Deutschland
  • 08.2023/ Schloss Bogensperk Museum/Galerie, bei Ljubliana, Slowenien